Historische Werke aus der Kuhn-Bibliothek
Apian, Peter: Astronomicum Caesareum. Ingostadt 1540 Reprint
Leipzig 1967
Der Autor und sein Werk: Peter Apian (Petrus Apianus,
Bienewitz, Bennewitz, 1495, Leisnig in Sachsen–1552,
Ingolstadt) Apians entstammt einer Handwerkerfamilie in Leisnig
und besuchte die Lateinschule in Rochlitz. 1516 begann er seine
Studien in Leipzig, die er in Wien fortsetzte. 1526 erhielt er
die Professur für Mathematik an der Bayerischen
Landesuniversität Ingolstadt.
Apian verfaßte mehrere Lehrbücher der Geographie und
Kosmographie. Mit seinen deutsch- sprachigen
Instrumentenbeschreibungen unterstützte er deren Anwendung bei
nichtakademisch gebildeten Fachleuten. Apians
Kometenbeobachtungen spielten in der Astronomiegeschichte eine
große Rolle. Einige seiner Werke wurden vielfach aufgelegt und
waren sehr weit ver- breitet. Neben seiner „Cosmographia“ und
der „Kauffmanß Rechnung“, einem elementaren Rechenbuch in
deutscher Sprache für den praktischen Gebrauch eines
Rechenmeisters ist besonders sein „Instrument Buch“ zu nennen,
das der Verwendung astronomischer Kenntnisse im zivilen und
militärischen Ingenieurwesens verpflichtet ist.1
Apians „Astronomicum Caesareum“ ist ein wahrhaft „Kaiserliches
Werk“, gewidmet Kaiser Karl V. und seinem Bruder Ferdinand I.,
ein Prachtband, der in der Liste der schönsten Bücher aller
Zeiten einen der ersten Plätze beanspruchen darf, erschienen
in des Autors eigener Drucke- rei. Das Werk wurde sorgfältig
gedruckt aufwendig koloriert. Es besteht aus 60 Blatt im
Großfolio-Format und ist neben vielen Textabbildungen mit mehr
als 40 mehrfarbigen, sorg- fältig handkolorierten,
ganzseitigen Abbildungen versehen. Apian zeigt darin Verfahren
zur Bestimmung der Tageslängen, des Laufes der Planeten, der
Sonne und des Mondes im Tierkreis in Länge und Breite, der
Planetenaspekte, Mondphasen und Finsternisse, die Berechnung
kalendarischer Grunddaten (Goldene Zahl, Sonntagsbuchstabe
u.a.) usw. Weiterhin werden astronomische und astrologische
Instrumente vorgestellt. Astronomisch bedeutsam ist Apians hier
veröffentlichte Entdeckung, daß die Schweife der Kometen stets
in die der Sonne abge- wandte Richtung zeigen, was für die
weitere Erforschung der Kometen von großer Bedeutung wurde.
Das besondere an Apians Werk besteht darin, daß er für alle
Problemlösungen einfachste Geräte entwirft, die aus
übereinander konzentrisch liegenden Papierscheiben bestehen,
auf denen die verschiedensten Einstellungen so gewählt werden
können, daß die Resultate ohne Berechnun- gen erhalten werden
können. Zur genauen Ablesung auf den Kreisteilungen hatte
Apian im Mittelpunkt der Scheibensysteme einen dünnen Faden
befestigt.
Apian bemüht sich um eine Darstellung der Probleme in der
Weise, daß er seine Leser jeder Notwendigkeit enthebt,
irgendwelche größeren Umrechnungen vornehmen zu müssen, alles
ergibt sich aus den Einstellungen der drehbaren Scheiben. Es
kann kein Zweifel darüber bestehen, daß Apian in dieser
Hinsicht überaus passend und geschickt vorging, da er sich mit
seinem Werk nicht an Mathematiker und Astronomen, sondern an
den Kaiser und andere
1Eyn Newe unnd wolgegründte ... Kauffmanß Rechnung.
Ingolstadt 1527 (Reprint Buxheim; Eichstätt 1995);
Cosmographicus liber. Antwerpen 1529 (und folg. Aufl.);
Instrument Buch. Reprint der Ingolstadt 1533. Hrsg. von Jürgen
Hamel. Leipzig 1990 wohlhabende Gönner wandte, die
möglichweise Freude daran hatten, den Stand der Gestirne zu
ihrer Geburtszeit durch spielerisches Drehen von Scheiben zu
ermitteln, aber niemals zu langwierigen Rechnungen bereit
gewesen wären.
Dr. Jürgen Hamel
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1Eyn Newe unnd wolgegründte ... Kauffmanß Rechnung.
Ingolstadt 1527 (Reprint Buxheim; Eichstätt 1995);
Cosmographicus liber. Antwerpen 1529 (und folg. Aufl.);
Instrument Buch. Reprint der Ingolstadt 1533. Hrsg. von Jürgen
Hamel. Leipzig 1990